Gastbeitrag von Jurij Kofner, Referent für Wirtschaft, Energie und Digitales der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag: Zusammenfassung der Vorlesung von Dr. Erwin Knapek zu den Vor- und Nachteilen der Geothermie in Bayern und Deutschland aus ökonomischer und energiepolitischer Sicht.

Zusammenfassung der Vorlesung von Dr. Erwin Knapek, Bundesverband Geothermie
organisiert von der Desiderius-Erasmus-Stiftung
am 29.10.2020 in München

Das größte geologische Potential besitzt die Geothermie in Süd-Bayern, dem Rheintal und Nord-Ostdeutschland.

Anteil an der Stromerzeugungsstruktur in Bayern: 2018: weniger 0,6 %
Die maximal technische mögliche Stromproduktion in Bayern mit Geothermie beläuft sich auf ca. 4 TWh ca. 4,8 % der gesamten Stromerzeugungsstruktur in Bayern im Jahr 2018.
Die maximal technische mögliche Wärmeproduktion in Bayern mit Geothermie beläuft sich auf ca. 18 TWh

Vorteile:
– Erzeugt Wärme, Strom und Kühle (!), d.h. es kann und wird bereits zur industriellen Kühlung genutzt.
– Energiesouveränität – die Energiequelle steckt in der bayerischen Erde.
– Grundlastfähiger Strom – keine Dunkelflauten, kann schnell hoch- u. runtergefahren werden.
– Dezentralisiert, nicht anfällig für Cyber-Attacken.
– Fernwärme-Vernetzung von Geothermie-Anlagen der Kommunen möglich, um evtl. technische Ausfälle abzufedern und um die Grundlastfähigkeit zu erhöhen.
– Die Produktivitätsrate (Wasserdruck) nimmt nicht ab (einige Geothermie-Anlegen laufen in Deutschland ununterbrochen seit 1969). Im Gegenteil – die Fördertemperatur tendenziert zu steigen.
– Im Rheingraben kann hochwertiges Lithium als Nebenprodukt der Geothermie gefördert werden.
– Angeblich kann man Geothermie-Anlagen auch als „Batterie“ nutzen, indem man geheiztes Wasser in die Erde pumpt, welches dort heiß bleibt.
– Die Geothermie ist eine Kapital- und Knowhow-intensive Branche, neue Arbeitsplätze.

Nachteile:
– Kommerzielle Nutzung momentan nur durch die EEG-Umlage möglich.
– Durchschn. Stromproduktionskosten in Bayern: ca. EUR Cent 25 pro KWh. Angeblich können die durchschnittlichen Kosten auf „unter EUR Cent 10 pro KWh“ fallen, „wenn mehr Geothermie-Anlagen gebaut werden würden“.
– Durchschn. Break-Even Punkt pro kommunale Geothermie-Anlage: 6-7 Jahre bei purer Stromerzeugung; 10-15 Jahre bei Wärme-Stromerzeugung
– Wärmeerzeugung ist bei der Geothermie vorrangig.
– Geringe technische Kapazität für Stromerzeugung: In Bayern und Deutschland ist die erzeugte Temperatur meistens unter 100 Grad.
– Eignet sich am besten für städtische Agglomerationen über/in der Nähe von Erdwärmequellen. Die Abnahmemenge ist entscheidend für die ökonomische Zweckmäßigkeit einer Geothermie-Anlage.
– Potenzielle Förderung von radioaktiven Schwermetallen (trifft nicht auf Bayern zu).
– Nicht genügend Ausbildung und qualifizierte Ingenieure in Deutschland.
– Nicht genügend Bohrkapazitäten/Bohrindustrie in Deutschland – in 2020 ist die Bohrkapazität in Deutschland (Menge an einsetzbaren Bohrköpfen und Mannschaften) zwei Mal niedriger als in 2000. Zum Bohren beauftragt man in Deutschland bereits Bohrfirmen aus Kasachstan.
– Die Genehmigungsverfahren (z.B. Wasser u. Bergrecht, etc.) sind in Deutschland viel höher als, z.B. in den USA und Mexico. U.a. deswegen betreibt Siemens dort auch Geothermie-Anlagen, aber nicht in Deutschland.
– Angeblich hohe Steuerbelastung der Geothermie (ca. 75 % der Einnahmen)

Fazit:
– Geothermie ist keine Alternative zur Atomenergie und zu Erdgas.
– Im Laufe der Energiewende (EEG-Umlage, Ausstieg aus Atom- und Kohleenergie) ist Geothermie eine potenziell interessante Option für die Wärme- und Stromgewinnung einzelner Städte und Kommunen in Nähe von geothermalen Hotspots (z.B. München, Rosenheim, Memmingen, etc.).

Potenzielle Maßnahmen:
– Von staatlichen Subventionen der Geothermie ist abzuraten.
– Besser ist es potenzielle unnötige bürokratische Vorlagen und Steuern für Geothermie-Projekte abzubauen.
– Es ist wichtig die Forschung und Entwicklung (FuE) der Geothermie zu fördern, und hier auch potenzielle unnötige bürokratische Vorlagen und Steuern abzubauen.
– (Zur Diskussion gestellt) Staatliche Bürgschaften für Kredite für Geothermie-Projekte für Kommunen – nach Meinung von Dr. Knapek.
– (Zur Diskussion gestellt) Staatliche Versicherung der (Fehl-)bohrungen für Kommunen – nach Meinung von Dr. Knapek.
– (Zur Diskussion gestellt) Der Staat soll die Kohleindustrie zwingen in Geothermie zu investieren. Z.B. über eine zusätzliche Umlage – nach Meinung von Dr. Knapek.

Alle Angaben ohne Gewähr auf Richtigkeit. Der Inhalt des Beitrags spiegelt die persönliche Meinung des Autors, nicht die der bayerischen AfD-Fraktion wider

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