Anne Cyron: Es wird immer absurder - Winnetou-Bücher vom Markt genommen
Am 11. August startete in den Kinos der Film „Der junge Häuptling Winnetou“. Als Begleitlektüre veröffentlichte der Ravensburger Verlag am 1. August die Kinderbücher zum Film. Nun hat der Ravensburger Verlag den Verkauf mehrerer Kinderbücher zum Film „Der junge Winnetou“ gestoppt – angeblich wegen verharmlosender Klischees über den Umgang mit der indigenen Bevölkerung. Die Kritik bezieht sich darauf, dass rassistische Stereotype wiedergegeben würden. Der Ravensburger Verlag vertritt den Standpunkt, dass bei den kritisierten Büchern ein romantisierendes Bild mit vielen Klischees gezeichnet und keine Rücksicht darauf genommen würde, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging.
Der Karl May-Experte Andreas Brenne hält das Winnetou-Buch für unbedenklich: „Ich halte es nicht für richtig, ein solches Buch nur aufgrund eines Shitstorms aus dem Verkehr zu ziehen“, so der Kunstpädagogikprofessor gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Brenne verweist darauf, dass das Buch als fiktive Geschichte und nicht als sachgerechte Darstellung des Lebens der indigenen Völker zu verstehen sei. Dies würde auch in der Vorbemerkung bereits klargestellt.
Auch die Jury gab mit großer Mehrheit ihre Zustimmung zum Film mit der Begründung, dass Karl May seine Erzählung aus der Fantasie heraus geschrieben habe und es durchaus legitim sei, seine Schilderungen der Welt der indigenen Völker in klischeehaftem Bild darzustellen und märchenhaft einzubringen.
“Wenn wir jedes Mal, wenn sich jemand durch Rastalocken oder harmlose Kinderbuchgeschichten kulturell überfordert fühlt, Rücksicht nehmen, kommen wir irgendwann nicht mehr aus dem Rücksichtnehmen heraus”, sagte Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki sehr treffend der “Bild”-Zeitung.