„Außenposten – Blick auf Deutschland“ lautete das Thema der kürzlichen Veranstaltung im Bayerischen Landtag. Nach der Begrüßung durch die Landtagspräsidentin Ilse Aigner fand ein moderiertes Podiumsgespräch mit der Deutschlandkorrespondentin Birgit Baumann, dem freien Journalisten Erik Kirschbaum, der freien Journalistin und Autorin Hélène Kohl sowie Tomasz Lejman, dem Vorstand des Vereins der ausländischen Presse, statt. Moderiert wurde das Gespräch von Anna Clauß.
Birgit Baumann beleuchtete in ihrem Beitrag die politische Situation in Österreich und zog Parallelen zur Lage in Deutschland. Sie verwies auf die sogenannte Vranitzky-Doktrin, die ursprünglich eine klare Abgrenzung gegenüber der rechtspopulistischen FPÖ forderte – vergleichbar mit der Brandmauer gegen die AfD in Deutschland. In der politischen Realität sei diese jedoch längst durchlässig geworden: In mehreren österreichischen Bundesländern koaliere die FPÖ inzwischen sowohl mit der SPÖ als auch mit der ÖVP. Sollte die aktuelle Regierung in Wien scheitern, sei es sehr wahrscheinlich, dass auch auf Bundesebene die FPÖ die Regierung übernimmt.
Erik Kirschbaum betonte, kein Anhänger von Donald Trump zu sein, respektiere jedoch, dass dieser die Interessen vieler amerikanischer Bürger vertrete. Als Beispiel nannte er die drastisch reduzierte Zahl an Migranten aus Mittel- und Südamerika an der US-Grenze – eine Politik, die seiner Ansicht nach auch eine deutsche Bundesregierung übernehmen sollte. Kritisch äußerte er sich zur Brandmauer gegenüber der AfD, die seiner Meinung nach kontraproduktiv sei und deren Unterstützung in der Bevölkerung eher stärke. Zudem warf er etablierten Parteien den Bruch von Wahlversprechen vor.
Hélène Kohl warf einen Blick auf die französische Perspektive. Viele Bürgerinnen und Bürger in Frankreich lehnten die außenpolitischen Pläne von Präsident Macron ab, insbesondere die Idee, französische Soldaten in die Ukraine zu entsenden. Zudem sei es für viele Franzosen unverständlich, dass Deutschland aus der Atomenergie ausgestiegen sei, obwohl diese in Frankreich als umweltfreundlich und unverzichtbar gelte. Verwunderung herrsche auch über die hohe Zahl an ukrainischen Geflüchteten in Deutschland – insbesondere in Berlin, das allein so viele Menschen aufgenommen habe wie ganz Frankreich. Im Hinblick auf die sicherheitspolitische Zusammenarbeit betonte sie, dass Frankreich im Gegenzug für einen deutschen Platz unter seinem nuklearen Schutzschirm eine finanzielle Beteiligung in Höhe von bis zu einer Billion Euro erwarte. Das Verhältnis zwischen Paris und Berlin könnte sich mit einem neuen Kanzler Friedrich Merz ihrer Einschätzung nach deutlich verbessern.
Tomasz Lejman schilderte die Sichtweise aus Polen. Auch dort stoße der deutsche Atomausstieg auf Unverständnis – vor allem, da Polen aktuell den Bau zweier neuer Atomkraftwerke plane. Gleichzeitig lehne man in Polen die Rückführung von Asylbewerbern aus Deutschland entschieden ab. Unabhängig davon, ob die Regierung von der PiS oder der Bürgerkoalition unter Donald Tusk geführt werde, sei das Misstrauen gegenüber Deutschland groß. Ein zentrales Thema bleibe für alle politischen Lager in Polen die Forderung nach Reparationszahlungen von deutscher Seite.