Im November 2026 stehen in den USA die Zwischenwahlen für den Senat und das Repräsentantenhaus an. Bis dahin muss Trump mit seinem Wirtschaftsprogramm sichtbare Ergebnisse vorweisen. Sonst droht er politisch zur Lame Duck zu werden. Ein Gastbeitrag aus den USA von Toni Schweinzer:
Im November 2026 sind in den USA die Zwischenwahlen für den Senat und das Repräsentantenhaus. Derzeit kontrollieren die Republikaner die beiden Kammern, wenn auch nur mit hauchdünnem Vorsprung. Dadurch kann Trump mehr oder weniger durchregieren und die Demokraten sind machtlos.Sollte er nur eines der beiden Legislativorgane verlieren, könnte das das Ende seiner Agenda bedeuten und ihn zur Lame Duck machen. Amerikaner nennen einen Präsidenten seit jeher eine „Lame Duck“ (Lahme Ente), wenn er politisch geschwächt ist, kaum noch Einfluss hat und seine Agenda nicht mehr durchsetzen kann – meist, weil ihm der Rückhalt im Kongress fehlt oder sein Machtverlust bereits absehbar ist.
Die Tonangeber innerhalb der Demokratischen Partei haben sich seit den verlorenen Präsidentschaftswahlen 2024 weiter radikalisiert. Immer öfter setzt sich eine jüngere, radikalere Generation von Politikern wie Alexandria Ocasio-Cortez, Hakeem Jeffries oder der frisch gewählte Bürgermeister von New York, Zohran Mamdani innerhalb der Partei durch. Sie verfolgen nur ein großes Ziel: Trump stoppen. Die Demokratische Partei hat keine großen Ideen und keine politischen Ziele. Es gibt nur das eine Mantra, man muss Trump stoppen.
Man kann sicher sein: Würde Trump im kommenden November die Wahlen zum Repräsentantenhaus verlieren, würden die Demokraten im Eiltempo ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn einleiten, das die letzten zwei Jahre seiner Präsidentschaft dominieren und seine Agenda blockieren würde.
Die wirtschaftliche Lage ist erfahrungsgemäß der wichtigste Einflussfaktor bei den US-Zwischenwahlen. Deshalb befindet sich Trump in einem Rennen gegen die Zeit, um den Amerikanern zu zeigen, dass sein Wirtschaftsplan funktioniert und er muss innerhalb eines Jahres erste Ergebnisse liefern.
Es gibt ein neues Schlagwort in Amerika: “Affordability”, auf Deutsch Bezahlbarkeit. Weite Teile der amerikanischen Gesellschaft fühlen sich vom wirtschaftlichen Erfolg abgehängt – besonders die Generation zwischen 20 und 40 Jahren. Sie kann sich kein eigenes Haus leisten, keinen Urlaub, sitzt auf hohen Studienschulden und kommt kaum über die Runden.
Affordability ist im Kern ein Thema der Inflation. Die Teuerung der Biden-Jahre hat für viele das Leben nahezu unbezahlbar gemacht. Trump hat im Wahlkampf immer wieder versprochen, die Dinge wieder bezahlbar zu machen. Jetzt muss er liefern.
Dabei sieht seine bisherige Bilanz sehr ordentlich aus.
In den ersten zehn Monaten seiner Amtszeit hat Trump sich darauf konzentriert, Energie günstiger zu machen. Er hat in großem Stil Lizenzen für Ölbohrrechte vergeben. Seit seinem Amtsantritt produzieren die USA rund eine Million Barrel Öl mehr pro Tag, rund 7 %. Der Erfolg ist sichtbar, der Benzinpreis ist innerhalb von nur zehn Monaten um über 15 % gegenüber dem Durchschnitt der Biden-Jahre gesunken. Auch wenn die Inflation nicht vollständig verschwunden ist: In den ersten zehn Monaten unter Trump lag sie im Durchschnitt bei 2,8 %, während sie in den Biden-Jahren 4,9 % war undstreckenweise sogar auf über 9 % anstieg.
Das Wirtschaftswachstum wird für 2025 auf rund 3 % geschätzt; die Federal Reserve prognostiziert sogar 4 %.
Der Aktienmarkt steht auf Rekordniveau.
Auch Trumps Zölle erweisen sich als erfolgreich: Die Einnahmen sprudeln, und Trump denkt sogar darüber nach, jedem Amerikaner eine 2.000 Dollar „Dividende“ aus den Zolleinnahmen auszuzahlen.
Doch Trump muss in den kommenden zwölf Monaten nicht nur liefern, sondern auch kommunizieren.
Er muss den Amerikanern vermitteln, dass große Teile seiner Wirtschaftspolitik einen längerfristigen Horizont haben als nur zwei Jahre – etwa die massive Ausweitung der Ölbohrrechte. Insgesamt möchte er die Produktion im Land um 4 Millionen Barrel erhöhen. Trump setzt zudem auf Erdgas und Kernkraft für die Stromproduktion. Das sind Projekte, die nicht von heute auf morgen umgesetzt sind.
Schätzungen zufolge könnten unter Trump bis zur Wahl fünf Millionen illegale Einwanderer das Land verlassen haben, was den Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt verringert. Er muss den Amerikanern erklären, dass weniger illegale Einwanderung auch einen Einfluss auf die Wirtschaft hat und bessere Löhne für sie bedeutet.
Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Trump Zusagen für Investitionen von insgesamt über 20 Billionen Dollar in die USA eingeholt. Dazu gehören große Zusagen aus Japan (bis zu 1 Billion Dollar für die Autoindustrie, Stahl und Technologie), aus Saudi-Arabien (knapp 1 Billion für Infrastruktur, KI, Energie und Verteidigung) sowie aus weiteren Ländern wie den VAE (1,4 Billionen für Technologie und Energie), Katar (1,2 Billionen für Produktion), Südkorea (450 Milliarden inklusive Energiesektor) und der EU (600 Milliarden über verschiedene Branchen hinweg).
Diese Investitionen werden einen Wirtschaftsboom auslösen. Jedoch erst in einigen Jahren. Das muss Trump klarmachen.
Trump befindet sich in einem Rennen darum, den Amerikanern zu erklären, dass die wirtschaftliche Lage unter ihm jetzt schon deutlich besser ist als unter Biden – und dass sie langfristig noch stärker profitieren werden. Er muss ihnen klarmachen, dass sie nicht auf die Medien hören sollen, sondern in ihren Geldbeutel schauen sollen.
Toni Schweinzer
Miami, Florida
20.11.2025