Gerade einmal drei Wochen ist es her, da geschah das Attentat auf Donald Trump, Joe Biden war der demokratische Kandidat für das Präsidentenamt, Donald Trump hatte keinen Vizepräsidenten und Kamala Harris war nirgendwo.
Seit zwei Wochen ist nun Kamala Harris der neuer Star im US Wahlkampf. Das Rennen um’s Weiße Haus ändert sich fast jeden Tag.
Im Moment dreht sich der Wahlkampf fast ausschließlich um Kamala Harris. Sie ist auf der Titelseite fast jeder Zeitung und jedes Magazins. In den Umfragen holt sie gegen Trump auf und es gibt so etwas wie eine Euphorie um Kamala Harris wie damals um Obama. Aber es ist ein Schwung der durch die Medien erzeugt wird.
In den zwölf Tagen seit ihrer de facto Nominierung haben ihr die amerikanischen Medien noch keineeinzige ernsthafte Frage gestellt. Es gab kein einziges längeres Interview, keine ungeplanten Auftritte und schon gar keine kritischen Berichte zu ihrer Vergangenheit. Bisher sind alle ihre öffentlichen Auftritte kurz und streng geplant. Selbst der Applaus ist minutiös im Voraus geplant. Harris und die Medien arbeiten gerade an einem kompletten Relaunch der Marke Kamala Harris um sie den Amerikanern als ehemalige, strenge Staatsanwältin und ernstzunehmende Präsidentin vorzustellen, deren Ansichten die meisten Amerikaner teilen.
Besonders deswegen ist ein kurzer Blick zurück über einige ihrer früheren Positionen und Aussagen aufschlussreich. Sie vertrat diese Positionen nicht vor Jahrzehnten sondern erst vor vier oder fünf Jahren. Es sind Positionen, die die meisten Amerikaner ablehnen.
2019 sprach sie sich dafür aus, dass Schwarze in den USA Wiedergutmachung vom Staat für die Sklaverei erhalten sollten. Im selben Jahr, forderte sie die Finanzierung der Polizei zu beenden („Defund the Police“) und meinte es wäre falsch zu glauben, mehr Polizei resultiere in mehr Sicherheit in der Öffentlichkeit. 2018 verglich sie die US amerikanischen Grenzbehörden, ICE (Immigration and Customs Enforcement (Zuwanderung und Zoll)), mit dem Ku Klux Klan, weil diese an der Grenze zu Mexiko überwiegend nicht-weiße Migranten aufgriff. 2019 meinte sie in einem Interview, dass der illegale Grenzübertritt in die USA nicht strafbar sein sollte. Im selben Jahr wollte sie die Private Krankenversicherung abschaffen. Im Jahr 2019, wies sie darauf hin, dass es überaus wichtig sei, dassHäftlinge, die im Gefängnis sitzen, aber transsexuell sind, sich einer plastischen Operation unterziehen könnten, die vom Steuerzahler finanziert werden sollen.
Am 19. August beginnt der Nominierungsparteitag der Demokraten bei dem sie aller Voraussicht nach offiziell zur Präsidentschaftskandidain erkoren wird. Es ist zu erwarten, dass die US Medien bis dahin ihre ehemaligen Ansichten weiter ignorieren.
Toni Schweinzer
1. August 2024