Ein Beitrag von Franz Bergmüller, Metzgermeister, Immobilienunternehmer und bayerischer Landtagsabgeordneter aus Rosenheim:

Die Elektromobilität stagniert – sowohl bei Neuzulassungen, als auch im Gebrauchtmarkt. Der Gesamtabsatz von neuen E-Fahrzeugen hatte sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr halbiert und auch derzeit ist keine Erholung des Markts erkennbar. Nur 17 Prozent der Neuzulassungen fahren aktuell rein elektrisch, der Verbrenner dominiert also auch nach weit über zehn Jahren Elektromobilität den Markt. Ein wesentlicher Grund für den Absatzrückgang im Elektrosegment ist, dass sich unter potenziellen Käufern mittlerweile die schwierige Situation im Gebrauchtmarkt herumgesprochen hat. Während man dank Kaufprämien und hohen Herstellerrabatten in den vergangenen Jahren oft ein vermeintliches Schnäppchen beim Neuerwerb machen konnte, droht vielen Käufern das böse Erwachen nun beim geplanten Wiederverkauf ihres gebrauchten Stromers. Manche Fahrzeuge gelten gar als unverkäuflich, andere finden nur noch zu Spottpreisen einen Abnehmer. 

Die DEKRA forderte zuletzt, dass die Regierung sich zusammen mit der Automobilindustrie um den schwachen Gebrauchtmarkt kümmern müsse, doch genau hier zeigt sich erneut der grundsätzliche Denkfehler hinter der Elektromobilität. Es war bereits eine teure und volkswirtschaftlich äußerst zweifelhafte Maßnahme, den Kauf neuer Elektrofahrzeuge mit staatlichen Prämien zu subventionieren. Die daraus resultierende Marktverzerrung zulasten des Verbrenners hat die gesamte Branche verunsichert und auch vielen Zulieferern existenzbedrohende Schwierigkeiten bereitet. Die ständig neuen politischen Vorgaben bis hin zum europäischen Verbrennerverbot haben der Industrie jede Planungssicherheit geraubt, die Folgen sehen wir heute: Standortschließungen, Stellenabbau und Investitionsverlagerungen ins Ausland – die Transformation der Autoindustrie ist in vollem Gange, aber anders als ursprünglich gedacht. Und als ob damit nicht bereits genug Schaden angerichtet worden wäre, droht nun das große Gebrauchtwagenfiasko. Wer jetzt ernsthaft meint, die Regierung müsse nun auch noch in den Gebrauchtmarkt eingreifen, hat das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft nicht verstanden. Bereits die Kaufprämien für Neufahrzeuge waren fraglich und haben bewiesen, dass sich ein unbeliebtes Produkt selbst bei großen Preisvorteilen nicht beliebig in den Markt drängen lässt. Alle Zulassungsziele der Bundesregierung wurden verfehlt, obwohl die BAFA insgesamt 10 Milliarden Euro an Förderungen ausbezahlte. Wenn sich selbst mit diesem enormen Startgeld kein intakter Markt herausbilden konnte, dann sollte man es jetzt besser gut sein lassen. Eine neue Subventionsrunde muss verhindert werden – und der Gebrauchtmarkt geht die Regierung erst recht nichts mehr an. Wer die deutsche Automobilindustrie und vor allem ihre inländischen Standorte stärken will, sollte sich lieber um den Erhalt des Verbrennungsmotors mitsamt seiner Wertschöpfungsketten kümmern. Die erste Maßnahme der neuen Bundesregierung sollte daher die Abschaffung der teuren CO2-Steuer auf Kraftstoffe sein, denn mit sinkenden Spritpreisen wird auch der Verbrenner wieder attraktiver. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass eine große Koalition ernsthaft auf Entlastungen der Bürger setzen wird. Zu groß ist die Verlockung, den Klimaschutz weiterhin als vorgeschobenes Argument für neue Steuern zu nutzen. Ob dabei unsere wichtigste Industrie auf der Strecke bleibt, scheint den Altparteien mittlerweile völlig gleichgültig zu sein. 

Kategorien: Kommentar