Der norwegische Diplomat Jan Egeland hat Deutschland angesichts der verheerenden humanitären Lage in Afghanistan zu einer Neuaufnahme der diplomatischen Beziehungen aufgefordert. Die deutsche Botschaft in Kabul wurde im Zuge der Machtergreifung der Taliban 2021 geschlossen. Seitdem ruhen die zwischenstaatlichen Beziehungen, der deutsche Einfluss im Land ist in der Folge spürbar zurückgegangen.
Dazu MdL Franz Bergmüller, Rosenheimer Abgeordneter im Bayerischen Landtag:
„Wer Afghanistan helfen will, braucht Einfluss und Kontakte vor Ort. Deutschland verfügte seit über 100 Jahren über enge Beziehungen zu allen afghanischen Regierungen. Selbst die deutsche Beteiligung an der ISAF-Mission der NATO hat unserem Ruf in der Region kaum geschadet. Davon konnten sich Mitarbeiter meines Abgeordnetenbüros im August 2024 während einer Afghanistanreise vor Ort überzeugen. Trotzdem hat die Bundesregierung 2021 die deutsche Botschaft geschlossen und alle offiziellen Kontakte abgebrochen. Dies ist rational kaum zu erklären, da beide Länder erhebliche Berührungspunkte haben: In Deutschland leben aktuell rund eine halbe Million afghanische Staatsbürger. Allein schon wegen der Frage möglicher Rückführungen müssen wir uns also mit den faktischen Autoritäten im Land austauschen. Das Auswärtige Amt hatte Ende 2024 bereits zugegeben, in Katar inoffizielle Gespräche mit den Taliban zu führen. Der nächste Schritt muss also die Wiedereröffnung der deutschen Botschaft in Kabul sein. Auch die afghanischen Konsulate in Deutschland dürfen auf keinen Fall geschlossen werden, wie dies von verantwortungslosen Journalisten bereits gefordert wurde. Solange Afghanen in Deutschland leben, brauchen wir diplomatische Beziehungen zu diesem Land – egal, wer dort gerade regiert. Eine offizielle Anerkennung des Taliban-Regimes ist nicht nötig, doch die deutsche Verweigerung von diplomatischer Zusammenarbeit ist angesichts der großen Zahl afghanischer Bürger bei uns geradezu verantwortungslos. Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit muss wieder ausgebaut werden. Afghanistan ist ein rohstoffreiches Land und für Deutschland ein interessanter Handelspartner.
Wenn wir die humanitäre Lage vor Ort verbessern wollen, braucht es eine ideologiefreie Zusammenarbeit in allen Bereichen.“
Franz Bergmüller, MdL
Rosenheimer Abgeordneter im Bayerischen Landtag