Ein Gastbeitrag des Journalisten Gert Bachmann über Patriotismus, Autorennen und einen Perspektivenwechsel nach Übersee.

Die Maschine der Luftwaffe überfliegt den Hockenheimring. An Bord die Bundeskanzlerin. Die Menge jubelt. Den Stimmen der Moderatoren ist die freudige Anspannung anzumerken.
Am Feld angelangt erfolgt eine feierliche Zeremonie. Ein Schülerchor singt: „Kein schöner Land.“ Eine Abordnung von Standartenträgern der Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe ist positioniert. Eine junge Dame der Luftwaffe intoniert in Uniform die Bundeshymne. Rechtzeitig zu den letzten Worten: „Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland“ überfliegen sieben Eurofighter in enger Formation das Feld.
Die Bundeskanzlerin besteigt ihre Panzerlimousine und übernimmt den Part des „Safety Cars“ bevor das Rennen beginnt.

Eine lächerliche wie erschreckende Utopie in den Augen der politischen wie der medialen Klasse. Eine Verherrlichung des Militarismus wie der Kriegstreiberei. Vorboten des Faschismus wie der Wiederkehr des Nationalsozialismus. Eine Demonstration der Rücksichtslosigkeit wie der Geschichtsvergessenheit gegenüber den europäischen Verbündeten. Nie wieder Nationalismus. Nie wieder Expansionismus. Nie wieder eine Symbiose von Sport, Militär und Patriotismus.

Ungeachtet der Tatsache, dass die Bundeswehr die Streitkraft einer demokratischen, westlichen Nation ist, unter der Kontrolle des Parlaments. Eingebettet im Verteidigungsbündnis der NATO. Ungeachtet der Tatsache, dass sich Helmut Kohl noch in einen Leopard II-Panzer gezwängt hat, um gemeinsam mit der „Iron Lady“ im Challenger-Panzer einen NATO-Paarlauf für die Kameras zu demonstrieren.

Nicht in Merkel-Deutschland. Dort singen die Kinder „Kein CO 2 mehr“. Dort springen die Kinder auf und ab, weil sie gegen die Kohle sind. Dort schwänzen die Kinder freitags die Schule. Dort erklärte der Bundestrainer Löw, dass er Greta Thunberg bewundere. Wie die deutsche Nationalmannschaft rechtzeitig von A nach B kommt, ohne ein Flugzeug zu besteigen, entzieht sich der Kenntnis des Fußballfans. So ferne er angesichts derartiger Dummheiten überhaupt noch einer ist.

Dort erklärt Sebastian Vettel, dass er die „Fridays for Future“ – Bewegung unterstützt. Wie die Vorliebe für den Motorsport und die Sympathie für die Klimawahnhysterie im Einklang zu bringen sind, entzieht sich wiederum der Kenntnis des Formel 1 Fans. So ferne er angesichts derartigen Unsinns überhaupt noch ein Fan bleiben will.

Jedoch werden DFB und Formel 1 dem modernen Ablasshandel frönen. Für die Flüge der Nationalmannschaft von einem Ende Europas zum anderen fließen einige Millionen in den Aufbau der Windkraft in Ceylon und Burma. Für die CO 2 intensiven Runden der Formel 1 wird die Solarkraft in Rhodesien und Siam ausgebaut. In der VIP-Lounge gibt es geröstete Insekten und wilde Beeren zum Knabbern. Voll Bio. Voll Faire Trade. Voll nachhaltig. Um die Ausdrucksweise von Eva, Annalena und Luisa zu bemühen.

Und jetzt der Perspektivenwechsel nach Übersee. Der Präsident überfliegt mit der „Air Force One“ die Rennstrecke in Daytona, Florida. Was dem Europäer die Formel 1 ist dem Amerikaner Nascar. Die besten Lenker der „Stock Cars“ sind regelmäßige Gäste im Weißen Haus. Tom Cruise hat neben dem Mythos der US-Marineflieger im Klassiker „Top Gun“, dem amerikanischen Mythos des Rennsports im Film „Days of Thunder“ ein cineastisches Denkmal gesetzt.

Der schlimmste, denkbare Alptraum für Veganer, E-Autofahrer, Greenpeace-Aktivisten, Zivildiener und Atheisten.
Ein Schülerchor singt „God bless America.“ Ein weiblicher Unteroffizier der US Air Force intoniert „Star Spangled Banner.“ Als die letzten Worte „Land of the free and the home of brave“ erklingen, donnert die Kunstflugstaffel der US Air Force – Thunderbirds – mit ihren F 16 über das Gelände.

Die theatralische Fusion von „Top Gun“ und „Days of Thunder.“ Ebenso gekonnt wie perfektioniert. Kommentatoren sprachen von einer Wiederholung der George W. Bush-Kampagne von 2004 auf Steroiden.

Unter „Four more years“- sowie „USA, USA, USA“- Sprechchören ehrt der Präsident „Gold Star“-Familien wie Veteranen. Röhrende Motoren, verbrannter Gummi, krachende Karosserien. „The Glory of America!“

Egal wer gewinnt, alle wissen es geht um „God, Family and Country!“
Der „Super Bowl“ des Rennsports.
Der Präsident übernimmt die Funktion des Grand Marshal. „Gentlemen! Start your engines!“
„The Beast“ – die Panzerlimousine des Präsidenten übernimmt die erste Runde als „Safety Car.“

Dem Betrachter dieses Hurra-Patriotischen Spektakels im besten Sinne steigt der Geruch von Steaks, Burgern, Chicken-Wings, BBQs, Pints und Buds etc. regelrecht über den Bildschirm in die Nase.

Kein Rennfahrer, der Greta Thunberg huldigt. Sondern nur Gott, Vaterland und Familie. Kein Moderator, der behauptet, dass der Präsident ein Sportereignis instrumentalisiert. Sondern begeistert ist über die authentische Bodenständigkeit des Obersten Befehlshabers. Kein Journalist, der die Größe, die Einheit und die Einzigartigkeit Gottes eigener Nation in Frage stellt.

Balsam auf der geschundenen Seele des gequälten Mitteleuropäers. Der sich für Tore seiner Nationalmannschaft schämen muss. Der für den CO 2 Ausstoß seines Lieblingsrennfahrers büßen muss. Der Schnitzel, Schweinsbraten und Bratwurst CO 2 neutral kompensieren muss. Der sein Land nicht vorbehaltlos lieben darf. Der nicht auf die Geschichte wie die Kultur seiner Nation stolz sein darf. Der ein schlechtes Gewissen haben muss. Der den Kotau machen muss.

Wo Patriotismus und Benzin pur denkunmöglich sind…

Gert Bachmann

Kategorien: Gastbeitrag