Ein Gastbeitrag des Journalisten Gert Bachmann:
Ostersonntag 2019. Sechs Detonationen ereignen sich in drei Kirchen wie in drei Hotels. Ursache: Selbstmordattentäter. Ort: Ceylon. Hintergrund: Islamistische Attentäter vor Ort mit Kontakten zum Islamischen Staat. Opfer: Bis zu 260 Tote und 500 Verwundete.
Es handelte sich zwar um den 21. April 2019, jedoch sollte in Anbetracht der Nähe zum Ostersonntag dieser Schrecknisse früher gedacht werden. Die Bedeutungsschwere würde andernfalls reduziert werden.
Der Montag nach dem Palmsonntag war abgesehen von so genannten alternativen Medien leer im Hinblick auf den Brand von Notre Dame 2019. Der 15. April 2020, also der eigentliche Jahrestag, fand ebenfalls keine ausreichende Würdigung.
Nun verhält es sich in Bezug auf den Jahrestag der islamistischen Anschläge auf Ceylon ähnlich.
Wir rasen von Jahrhundertereignis zu Jahrhundertereignis. Größte Dürre aller Zeiten. Heißester Sommer aller Zeiten. Wärmster Winter aller Zeiten. Schlimmstes Hochwasser aller Zeiten. Schrecklichste Krise aller Zeiten. Allerste Zeiten aller Zeiten.
Dies ist die eine Seite der Medaille. Geschuldet dem Klimawandel, den lange andauernden Weltuntergängen, den verkürzten Aufmerksamkeitsspannen, dem wohligen Gruseln sowie dem Bedürfnis nach Schlagzeilen in ereignislosen Zeiten.
Die andere Seite der Medaille. 260 tote Christen. 500 verwundete Christen. Peinlich berührte Reaktionen aus den europäischen Staatskanzleien. Allgemeine Mitleidsbekundungen aus dem Vatikan. Die gewöhnlichen Terrorismusverurteilungen durch die Mainstreammedien.
Kein Feuer. Keine Leidenschaft. Kein Schmerz. Keine Wut. Kein Zorn. Nichts Echtes.
Im Vatikan gibt es den Leitsatz: Allgemeine Zustimmung ist die höflichste Form der Ablehnung.
Wer möchte daran schon erinnert werden…
Gert Bachmann