Das wirtschaftliche Reformprogramm der AfD – ein Arbeitspapier von MdL Franz Bergmüller in Zusammenarbeit mit Jurij Kofner und Kurt Bankhofer! Hier wird die Veröffentlichung in den kommenden Wochen Stück für Stück vorgestellt.

Bildung

Die Corona-Maßnahmen haben viele Probleme an den Schulen aufgedeckt und manche verschärft: fehlende Technik, wackeliger Online-Unterricht, lückenhafte Kommunikation. Doch daneben gibt es andere Großbaustellen im deutschen Schulsystem, die durch Corona überdeckt wurden, auf denen aber unbedingt auch weitergearbeitet werden muss.

Eines der gravierendsten Probleme der nächsten Jahre im deutschen Bildungssystem wird der allgemeine Lehrermangel sein. Dieser ist zwar jetzt schon spürbar, wird sich aber noch verschärfen. Bis 2025 fehlen, laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung, über 26.000 neue Lehrer.

Ein weiteres Problem, welches das Bildungssystem in Deutschland in den letzten Jahren schwächt, ist Tatsache, dass der Schule mittlerweile vollkommen andere Aufgaben zugemessen werden als noch vor zwanzig Jahren. Stichworte wie Inklusion von leistungsschwachen Schülern oder Ausländerintegration sind dabei belastende Faktoren.

Ein weiteres Problem des Bildungssystems in Deutschlands ist die fehlerhafte Ausrichtung des Lernstoffes, der am Alltag des 21. Jahrhunderts vorbeigeht. Es ist keine Seltenheit, dass Jugendliche mit einem Gymnasialabschluss zwar viele Sprachen beherrschen, allerdings wenig Ahnung von Praxisthemen wie Steuern, Versicherungen oder anderen Aspekten des Alltagslebens haben. Aber nicht nur an solch konkreten Beispielen wird das sichtbar. Schule ist schon lange nicht mehr in der Lage, Selbstständigkeit zu vermitteln und zu fördern. Dazu zählt auch der unzureichende bis mangelnden Umgang mit digitalen Medien im Klassenzimmer.

Für viele Eltern und auch Experten ist das Größte Problem des Bildungssystems in Deutschland der Fakt, dass unsere Kinder nach der vierten Klasse aufgeteilt werden. In vielen anderen Ländern lernen sie im sogenannten Konzept der „Einheitsschule“ deutlich länger gemeinsam, etwa bis zur 6. Klasse.

Dabei werden die Probleme nicht kleiner, sondern größer. An Deutschlands Schulen werden nach Berechnungen der Bundesländer Mitte der 2030er-Jahre voraussichtlich knapp eine Million Kinder und Jugendliche mehr unterrichtet als heute. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler könnte demnach von derzeit etwa 10,8 Millionen auf 11,7 Millionen im Jahr 2035 ansteigen. Das geht aus einer Prognose hervor, die die Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegt hat. Allerdings steigt der Prognose zufolge auch die Zahl der Jugendlichen, die niedrig qualifiziert sind und vergleichsweise schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Im Jahr 2035 könnten 50.000 junge Menschen die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss verlassen, das wären 7,2 Prozent oder knapp 3400 Jugendliche mehr als im Jahr 2021.

Mit seinem hervorragenden Bildungssystem ist beispielsweise Finnland ein Vorreiter und Vorbild für viele Länder. Laut Pisa-Studie (Program for International Student Assessment), die die Bildungssysteme der ganzen Welt misst, ist Finnland eines der leistungsstärksten Länder. In Finnland besuchen die Schülerinnen und Schüler bis zur neunten Klasse alle gemeinsam die Gemeinschaftsschule.

Das Schulsystem ist allgemein lockerer als das deutsche. Lehrer und Schüler duzen sich. Im Mittelpunkt steht dort das Miteinander. Eine Blockade aus Autorität, die die Schüler und Lehrer trennt, ist weniger ausgeprägt als in Deutschland.

Der Fokus des Lernens liegt darauf, dass die Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen und gemeinsam vorankommen. Kommt ein Kind nicht mit dem Stoff klar, so wird etwas vom Lehrer und den Mitschülern unternommen, damit das Kind den Stoff versteht. Erst wenn alle Kinder den Stoff aufgenommen und verstanden haben, geht es im Klassenverbund weiter.

Die Schulbücher sind in Finnland anders ausgelegt als in Deutschland. Sie sind flexibler und passen sich den Schülern an. Es gibt Aufgaben, die den grundlegenden Stoff behandeln und weiterführende Aufgaben. Schnellere Schüler können an anderen Aufgaben weiterarbeiten, während sich langsamere Schüler noch mit den grundlegenden Aufgaben befassen. So langweilt sich niemand im Unterricht.

In Finnland werden im Unterricht viel mehr neuartige Techniken und Lernmethoden eingesetzt. Handys, Tablets und das Internet werden schon lange in den Bildungsalltag integriert. An manchen Schulen werden sogar Roboter für das Lernen von Sprachen eingesetzt.

Ein leistungsorientiertes, differenziertes Bildungswesen ist die Grundlage unseres Wohlstands und wesentlicher Bestandteil unserer Kultur. Während seit Jahrzehnten jedoch die Abiturientenquote immer weiter steigt, fehlen den Auszubildenden und Studienanfängern grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten. Seit dem PISA-Schock vor 20 Jahren jagt eine Reform die andere, mit ständiger weiterer Absenkung des Niveaus.#
Die Bildungsstandards aller Schulformen und Bildungseinrichtungen müssen wieder auf das Niveau einer führenden Wissenschafts- und Industrienation gehoben werden. Wir fordern die Abkehr von ausschließlicher Kompetenzorientierung und eine stärkere fachwissenschaftliche Ausrichtung des Unterrichts.

Bildungsgerechtigkeit erfordert Differenzierung, nicht Gleichmacherei. Effizientes Lehren und Lernen ist nur möglich, wenn die Leistungsunterschiede zwischen den Schülern innerhalb einer Schulform begrenzt bleiben.

Wir befürworten daher ein differenziertes, aber durchlässiges Schulsystem, das den unterschiedlichen Begabungen der Schüler gerecht wird. Das Abitur muss wieder zum Ausweis der Studierfähigkeit werden, der Haupt- oder Realschulabschluss zu qualifizierter Berufsausbildung befähigen. Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulen) sind eine sinnvolle Ergänzung des staatlichen Bildungswesens.

Die duale Ausbildung in Unternehmen und Berufsschulen ist ein Erfolgsmodell. Jedoch gefährdet das Streben nach immer höheren Abiturientenquoten den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen. Zahlreiche Lehrstellen können aus Mangel an ausreichend qualifizierten Bewerbern nicht besetzt werden.
Wir wollen das berufliche Bildungs- und Ausbildungssystem stärken. Der Wert der beruflichen Bildung mussstärker herausgehoben werden.

Grundsätzlich benötigen Schulen eine moderne, zeitgemäße IT-Ausstattung. Dies ist vor allem für den Informatikunterricht und für die Berufsausbildung in technischen Fächern notwendig.

Allerdings muss Digitalisierung stets unter den Prämissen der Sinnhaftigkeit und der Arbeitserleichterung betrachtet werden.
Dazu sind verbindliche Kriterien für Rahmenlehrpläne und schulinterne Curricula zu definieren, wie sich digitale Medien innerhalb des Lehr-Lern-Prozesses didaktisch-methodisch und altersgerecht sinnvoll sowie datenschutzkonform einsetzen lassen.
Die ersten vier Schuljahre sollten vorwiegend digitalfreie Räume sein, da sie der Aneignung der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Rechnen und Schreiben dienen.

Die Forderung der Vereinten Nationen, behinderten Kindern Teilhabe am Bildungssystem zu garantieren, ist in Deutschland bereits erfüllt. Kinder mit besonderem Förderbedarf erhalten in der Förderschule eine umfassende Unterstützung, die die Regelschule nicht leisten kann.
Die AfD setzt sich deshalb für den Erhalt der Förder- und Sonderschulen ein. Die Förderschule muss wieder zum Regelfall für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden.

Die Integration von Migranten ist eine Herausforderung für das deutsche Bildungssystem, da viele von ihnen anderen Kulturkreisen und zudem oft bildungsfernen Schichten entstammen. Fehlende Vorbildung und mangelnde Sprachkenntnisse verhindern in vielen Fällen eine erfolgreiche Qualifizierung für den deutschen Arbeitsmarkt. Diese Menschen drohen in Deutschland persönlich zu scheitern und zu einer dauerhaften Belastung für den Sozialstaat zu werden.

Die AfD drängt darauf, bei einer zukünftig rational gesteuerten Einwanderungspolitik den Bildungsstand als ein wesentliches Entscheidungskriterium zu
berücksichtigen. Dafür können die Erfahrungen aus Japan wegweisend sein.
Für schulpflichtige Asylbewerber muss es Ziel der Beschulung sein, diese auch für die Möglichkeit ihrer Rückkehr in ihr Heimatland vorzubereiten. Der Lernfortschritt einheimischer Schüler darf nicht beeinträchtigt werden. Solange die Migranten nicht hinreichend Deutsch sprechen, um am Regelunterricht teilzunehmen, ist ein Unterricht in ihrer Muttersprache eine Option.

Das Klassenzimmer darf kein Ort der politischen Indoktrination sein. An deutschen Schulen wird oft nicht die Bildung einer eigenen Meinung gefördert, sondern die unkritische Übernahme ideologischer Vorgaben. Leitbild der schulischen Bildung muss immer der selbstständig denkende Bürger sein.
Maßgeblich von Lobbygruppen initiiert, hat die Reduzierung der Bildungsanforderungen auf einen inhaltsleere Kompetenzbegriff zu einer empirisch nachweisbaren Niveausenkung geführt. Geschwätzig formulierte Kompetenzraster verdrängen Lehrinhalte. Bildung und das Streben nach Erkenntnis treten in den Hintergrund.
Wir fordern, den Einfluss von Lobbygruppen auf unser Bildungswesen zu reduzieren.

Die deutschen Kulturgüter, Traditionen sowie die Geschichte sind immanenter Bestandteil der deutschen Identität.
Die AfD wird allen Bestrebungen, dieses aus den Lehrplänen zu entfernen, zu verfälschen oder zu reduzieren, entgegenwirken. Bereits ab der Grundschule müssen diese Inhalte zum Pflichtstoff des Unterrichts gehören. Das fördert Heimatliebe und Traditionsbewusstsein
.
Islamunterricht an deutschen Schulen dient derzeit nicht der Integration, sondern fördert ein Verharren in Einstellungen, die echte Integration verhindern. Da die islamischen Gemeinschaften in Deutschland keine kirchenähnliche Struktur aufweisen, kann ihnen das Privileg eines „bekenntnisgebundenen“ Religionsunterrichts an staatlichen Schulen nicht zugestanden werden.

Die EU-weite Harmonisierung von Studiengängen (Bologna-Prozess) hat zu einer Verschulung des Studiums geführt. Die akademische Freiheit wurde beschnitten, ein Studienplatzwechsel erschwert. Arbeitgeber kritisieren die geringe Qualifikation von Bachelor-Absolventen.
Die AfD will eine Abkehr von Modularisierung und Kompetenz-Orientierung und die bewährten Diplom- und Magisterstudiengänge wieder einführen.

Deutschland muss wieder ein Land der Spitzenforschung werden. Wir wollen eine höhere Grundfinanzierung der Hochschulen einführen, um deren Abhängigkeit von Drittmitteln zu verringern. Hochschulen sollen das Recht besitzen, Bewerber durch Aufnahmeprüfungen auszuwählen. Der durch politische Zielvorgaben zu Studentenzahlen, Studienerfolg und anderen Quoten erzeugte Zwang zur Nivellierung ist zu beenden.

Kern der Gender-Ideologie ist die Leugnung von biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau, verbunden mit der Behauptung, dass Geschlechter nur soziale Konstrukte seien. Unterschiede etwa bei der Auswahl und Ausübung von Berufen werden als Beweis einer vermeintlichen Diskriminierung betrachtet und deren Beseitigung gefordert. Behauptungen der Gender-Ideologie stehen im Widerspruch zu Erkenntnissen der Biologie.

Alle Fördermittel für die auf der Gender-Ideologie beruhende Lehre und Forschung sind zu streichen. Politisch korrekte Sprachvorgaben zur Durchsetzung der Gender-Ideologie lehnen wir ab. Gleichstellungsbeauftragte sind abzuschaffen. Bei der Besetzung von Stellen muss allein die fachliche Qualifikation des Bewerbers entscheiden.

Kategorien: Politik