Dieser Brief aus Amerika wurde am 21. März um 19:00 Uhr New Yorker Zeit verfasst. Die hier beschriebene Situation mag sich bis zur Veröffentlichung verändert haben.

Acht Monate vor der Wahl steht Donald Trump vor ernstzunehmenden Schwierigkeiten: Ende Februar wurde er von einem Gericht in New York schuldig gesprochen den Wert seiner Unternehmen mutwillig überhöht zu haben, um günstigere Kredite zu erhalten und somit seine Kreditgeber zu betrügen.

Trump weist die Vorwürfe scharf zurück und hat unmittelbar nach Verkündung des Urteils Berufung angekündigt.  Das Gesetz sieht jedoch vor, dass er innerhalb von 30 Tagen nach Verkündung des Urteils eine Sicherheitsleistung hinterlegen muss, um überhaupt in Berufung gehen zu können.  Für Trump bedeutet dies: Wenn er bis Montag, 25. März, die geforderte Sicherheitsleistung von 454 Millionen Dollar nicht in bar vorlegt, droht ihm die Beschlagnahme seines Eigentums durch den Bundesstaat New York bis hin zur Insolvenz! 

Dabei hat man im Trump-Lager an diesem Prozess und Urteil viel auszusetzen:

  • Der Prozess wurde unter Zivilrecht und nicht unter Strafrecht geführt.  Somit war die Hürde für einen Schuldspruch deutlich niedriger. Zum Beispiel musste keine Jury von zwölf Geschworenen bestellt werden, sondern ein Richter konnte sein Urteil alleine sprechen.
  • Der Richter verkündete sein Urteil bereits am Anfang des Verfahrens und dann begannen der eigentliche Prozess.
  • Jede der von Trump gelieferten Bewertungen enthielt einen Warnhinweis, dass die Bank diese Bewertung nicht glauben soll, sondern ihre eigene Bewertung erstellen soll.
  • Der Wert von Mar-a-Lago, dem ikonischen Anwesen in Florida, in dem Trump jetzt wohnt, wurde vom Richter mit 18 Millionen Dollar angesetzt.  Das erscheint drastisch zu niedrig. Mar-a-Lago liegt in einer der Ultra-Reichen Enklaven der USA, direkt am Meer und hat historischen Charakter. Immobilienmakler schätzen den Wert auf bis zu 1 Milliarde Dollar. Zum Vergleich: Zwei Minuten entfernt wird derzeit ein Grundstück mit ungefähr einem Zehntel der Größe von Mar-a-Lago für 200 Millionen Dollar angeboten.
  • Sogar die von Trump angeblich geschädigten Banken haben im Prozess für Trump ausgesagt, dass sie keinen Dollar verloren haben, alle Zahlungen pünktlich waren und sie gerne Geschäfte mit Herrn Trump machen.

Die Chancen auf einen Erfolg in der Revision stehen für Trump sehr gut. Aber um überhaupt Revision einlegen zu können, muss Trump laut Gesetz 454 Millionen Dollar in bar hinterlegen – und hier liegt das Problem.

Kritiker auf Fox News werfen dem Richter vor, ein lebenslanger bekennender Demokrat und ein Gegner von Trump zu sein. Ihm war bewusst, dass es für Trump ein Problem sein würde, innerhalb einer Frist von nur 30 Tagen mit 454 Millionen Dollar aufzukommen. Trumps Vermögen ist ja nicht in liquider Form, sondern in Immobilien, die nicht sehr liquide sind.

Sie werfen dem Richter vor, dass ihm bewusst war, dass sein Urteil letztlich revidiert werden würde. Jedoch war ihm auch bewusst, dass die Staatsanwaltschaft, falls Trump die Summe in der vorgegebenen Zeit nicht aufbringen kann, die Pfändung seiner Immobilien und die Schließung seiner Geschäfte in die Wege leiten würde. Die Staatsanwaltschaft hat bereits öffentlich angekündigt, die Pfändung von Trumps Konten und Immobilien unverzüglich zu beantragen.

Sollte der Wert der von der Staatsanwaltschaft gefundenen Vermögenswerte nicht ausreichen, droht Trump sogar die Insolvenz!

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