Mit einem offenen Brief wandte sich ein besorgter Bürger jetzt an die Mitglieder des Deutschen Bundestags und des Bayerischen Landtags. Sein Hilferuf wurde von den meisten Abgeordneten mit nichtssagenden Floskeln beantwortet oder schlichtweg ignoriert. Franz Bergmüller, wirtschaftspolitischer Sprecher der bayerischen AfD-Fraktion, möchte jetzt auch die Öffentlichkeit auf dieses Schreiben aufmerksam machen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte, im Vertrauen auf gute Vertretung gewählte Abgeordnete,
selten war es so offensichtlich, dass es mehrere Wahrheiten gibt:
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die eine Wahrheit wird verkündet – nahezu ausschließlich – von Herrn Prof. Drosten und Dr. Wieler, den Medien sowie dem ZDF-Politbarometer im angeblichen Einklang mit 90 % der Befragten und eigenen Umfragen der Parteien,
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die andere Wahrheit wird dargestellt beispielsweise von Prof. Scheller, Prof. Streeck sowie Prof. Püschel und wird, kurioserweise, von der großen Mehrzahl unserer Freude und Bekannten getragen.
Es erscheint nur sehr ungewöhnlich, dass sich die Wahrheiten derart stark unterscheiden. Erlauben Sie mir bitte bei dem uns alle derzeit beschäftigenden, sehr komplexen Thema eine Struktur in meine Zeilen zu bringen. Bei denen ich mich sehr freuen würde, wenn Sie Zeit finden würden, diese auf sich wirken zulassen.
Bereits am Anfang einer Entscheidungsfindung zeigt sich ein Grundproblem:
Die eigene Meinung, die eigene „Wahrheit“ und damit die Basis eigener Entscheidungen ist geprägt von den vorhandenen Informationen, den Befragten, der „peer group“ und der Interpretation beider Quellen.
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Ok, meine Gesprächsparter entstammen vorrangig der „Mittelschicht“ genannten Bevölkerungsgruppe, auch dem Bereich der Selbständigen, Klein- und mittelständischen Unternehmer. Möglicherweise sind die Ansichten dadurch etwas gefärbt aus nackter Angst um die eigene Existenz. Vielleicht sind sie auch geprägt von der Fähigkeit zu längerfristigem Denken, dass ein lapidar geäußertes „der Wirtschaft geht es schlecht“ auch etwas mit der eigenen Situation zu tun hat oder bekommen könnte.
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Die Gesprächspartner des BMG und der Ministerien erscheinen handverlesen. Anderweitige Meinungen werden augenscheinlich ausgeblendet, in den öffentlich-rechtlichen Medien kommen andere Meinungen nicht vor. Das ZDF beauftragt die Forschungsgruppe Wahlen. Aber allein die Formulierung der Fragen, verbunden mit der journalistischen Eigenschaft alleiniger Weisheit und somit der gefärbten Interpretation der Antworten kann auch zu falschen Ergebnissen führen kann.
Eine Lösungsmöglichkeit ist also, mehrere Meinungen zuzulassen, diese anzuhören, ggf. andere Quellen sogar selbst zu suchen und den eigenen (Menschen)Verstand zu nutzen. Eine Wahrheit ist noch lange nicht wahr, nur weil es der Lauteste, „das Fernsehen“, gerne in Form des Klamauks bei Anne Will oder die augenscheinliche Mehrheit sagt. (Ich nutze daher in diesem Schreiben die „Ich-Form“. Bitte sehen Sie mir das nach, es geschieht nicht aus Selbstherrlichkeit, sondern weil die Interpretation nur subjektiv sein kann.)
Ein weiteres Problem ist die persönliche Betroffenheit von „Experten“ und deren „Expertise“, oben bereits angedeutet. Dr. Wieler ist Leiter einer dem BMG zugeordneten Behörde, Dr. Drosten ist Leiter einer Stabsstelle in einer über Jahrzehnte chronisch defizitären Einrichtung des Gesundheitswesens. Beide sind in maßgeblichem Maß von öffentlichen Mitteln abhängig, sowohl als Repräsentanten ihrer Einrichtung als auch persönlich. Prof. Streeck ist noch am Aufbau seiner Karriere, Prof. Scheller sitzt in Würzburg, einem „hotspot“ des Virus, relativiert dabei die Aussagen seiner Fachkollegen jedoch deutlich. MP Söder erkennt die Chance zur Profilierung seiner Person und der Partei, MP Laschet und der BMG ebenso.
Lösungsansatz: Es wäre geschickt, zur Findung einer objektiven Meinung immer auch die mögliche Betroffenheit des Gegenübers sowie auch der eigenen Person zu berücksichtigen.
Drittes Problem ist die völlig unvollständige Datenlage und Qualität der Informationen, sowohl absolut wie relativ. Dies bedingt, dass jedwede, zwangsläufig subjektiv gefärbte Interpretation der Informationen zum Krieg um die Wahrheit wird. Es werden Informationen, so mühsam deren Gewinnung, so spärlich und widersprüchlich sie auch sein mögen, nicht mehr gesammelt. Sondern eine einmal gefundene Meinung wird nicht mehr hinterfragt, Entscheidungen werden nicht mehr objektiv reflektiert. Dies ist zutiefst menschlich, hindert aber das sachlogische Vorgehen. Komisch erscheint, dass keine dem mainstream RKI-Charité abweichende Meinung in den täglichen Nachrichten erscheint, offenbar auch vorher in Parlament und Regierung nicht wahrgenommen wird. BR24, FAZ, Spiegel, SZ überbieten sich beim Gebrauch der Worte „Verschörungstheorie“ und „Corona-Leugner“, wenn Meinungen geäußert werden. Andere Meinungen werden faktisch mundtot gemacht. Oder es werden, Methode Drosten, die Argumente anderer Experten mit immer neuen Argumenten zurückgewiesen, die aber sachlogisch ganz anderen Zusammenhängen zuzuordnen sind.
Lösungsansatz: Auch hier wäre geschickt, die Augen und Ohren offen zu halten, nicht nur einem Fraktionszwang, sondern auch dem Art. 38 GG zu folgen, der nicht nur das eigene Gewissen, sondern auch den eigenen Verstand als vorrangig bewertet. Und es wäre gut, auch widersprechende Meinungen zu Wort kommen zu lassen, diese nicht völlig auszublenden, zu denunzieren oder „ins Netz“ abgleiten zu lassen, sondern vielleicht sogar ernst zu nehmen, zumindest aber als Denkanstoß. Denn eine Meinungsbildung der Bevölkerung nur via youtube-Foren ist auf Dauer nicht hilfreich für unsere Demokratie. Ein bashing a la Drosten, jedwede andere Meinung als Verunsicherung der Bevölkerung zu definieren, hilft auch nicht wirklich.
Auch wenn ich Sie bis hierhin nur mit Plattitüden und allgemeinen Aussagen belästigt habe, möchte ich im Folgenden auf deutliche Widersprüchlichkeiten hinweisen. Vorab darf ich darstellen, dass ich mich weder als All- oder Besserwissend bezeichne, mich nicht dem „Politik-bashing“ hingeben möchte, Verschwörungs-theorien (Stichworte, bspw: chemtrail, Pharmalobby, acht Familien beherrschen die Welt, google liest alles mit) ablehne und mich weder der rechten oder linken „Szene“, Reichsbürgern oder sonstigen „Umstürzlern“ zugerechnet wissen will. Denn deren abstrusen Ideen bringen uns alle nicht weiter, sondern verunsichern die Bevölkerung nur noch mehr.
Und ich weiß, dass Sie als Abgeordnete täglich mehr als genug um die Ohren haben. Daher ist mir bereits an dieser Stelle die Länge dieses Schreibens schon peinlich. Wenngleich das Thema so vielschichtig erscheint, dass es sich kaum kurzfassen lässt. Da ich aber weder dieser Regierung, ob Bund oder Land, noch den gewählten Abgeordneten eine Betreuungsverfügung oder Vorsorgevollmacht für meine Person übergeben habe, erwarte ich als Bürger dieser Republik eine angemessene, objektive Meinungsbildung, die zu vernünftiger Entscheidungsfindung führt, wenn es unser Land und meine ureigenen Lebensumstände betrifft. Die beiden letzten Punkte erscheinen – ich sehe nicht in Sie hinein, also erscheinen sie so – aber im täglichen Handeln der Legislative und der Exekutive nicht vorzukommen. Die Maßnahmen haben sich deutlich vom Ziel entfernt. Im Sinne von Mark Twain‘s „als wir unser Ziel aus den Augen verloren haben, verdoppelten sich unsere Anstrengungen“.
Und darum möchte ich Ihnen, ohne drohenden Unterton des „ich fordere Sie auf“, „Merkel muss weg“ oder sonstigen Worthülsen Widersprüche aufzeigen, die sich dem interessierten Menschen darbieten und einen angemessenen Umgang mit der unklaren Situation nahelegen. Dafür erwarte ich, dass politische Entscheidungen nicht rein durch täglich neu inszenierte Angstszenarien legimitiert werden.
· „Politik“ erscheint derzeit aber selbstverliebt in den Maßnahmenkatalog, in die Gestaltung des Prozesses, koste was es wolle und egal, was er bringt.
Der chinesische Diktator macht es vor – einen Umgang mit der Situation, den wir alle nicht selbst erleben möchten und allen Freunden des „Virus-Tracking“ mal zum Denken geben sollte. Italien, das seit Jahrzehnten um die illegalen Chinesen im Untergrund der Bekleidungsindustrie weiß, das seit Jahrzehnten in Süd-, aber auch Norditalien Umweltsünden jedweder Art zulässt, ein seit Jahrzehnten chaotisches Gesundheitssystem hat, wird hyperaktiv bei der öffentlichen Sichtbarkeit seiner Schwächen. Der schneidige Kanzler in Österreich macht es nach – und ist bis heute seiner schauspielerischen Talente gewahr, wie man dem täglichen Gang zum Stehpult mit Maske, im Gänsemarsch und mit inszeniertem Abnehmen der Maske entnehmen kann. Und wir, besseren Wissens, machen es nach. Ausgangsbeschränkung, Maskenpflicht. Juhu. Wer Italien zum Beispiel des täglichen „Das Schlimmste steht uns noch bevor“ macht, handelt m.E. verwerflich und tendenziös. Ich schaue mir seit sechs Wochen jeden Abend die Zahlen der JHU an. Wer nunmehr wiederum China als Vorbild für gutes Handeln nimmt, das als bevölkerungsreichste Nation auf dem Globus innerhalb der letzten vier Wochen nur insgesamt 1.600 Neuinfizierte und wochenlang keine Verstorbenen meldet, macht sich lächerlich. Weil es die Zahlen aus China auch sind. Und wie Schweden vorgeht, wird bereits im Ansatz belächelt und abgelehnt, denn „wir“ in Bund und Land sind im alleinigen Besitz der Wahrheit.
· Wenn Sie sich die Mühe machen und die Zahlen von Italien zur Hand nehmen, könnte man interpretieren, dass der völlige Stillstand der Gesellschaft zu nur unwesentlichen Verbesserungen bei der Zahl der Infizierten geführt hat. Am 9.3. hatte Italien lt JHU einen täglichen Zuwachs bei den Infizierten von 1.800, am selben Tag wurde der Stillstand des öffentlichen Lebens verkündet. Am 16.3. wurden die Betriebe geschlossen, am 21.3. gab es den Höchststand der täglich Neuinfizierten mit 6.600. Heute, also sechs Wochen später, sind es immer noch 2.400 Personen. Könnte es sein, dass selbst der rigoroseste „lock-down“ keine gewünschte Wirkung erzielt? Oder die Ausgangsbeschränkung weder die Zahl der Infizierten noch der Toten maßgeblich beeinflusst. Anders gefragt: was wollen wir jetzt noch tun, wenn die Zahl nicht weniger wird? Einzelzelle, Maskenpflicht zuhause? Das Leben einstellen? Was als Frage auch auf die neue These der WHO zuträfe, wenn sich keine Immunität einstellt. Denn eine Zero-Death-Rate wird kein Land schaffen. Sollte dies das aber das Ziel politischen Handelns sein, dann herrscht größerer Aufklärungsbedarf.
· Daher erscheint doch vorab nochmal die Schärfung des Ziels unabdingbar. Wir haben es hier, so die Erkenntnis für den schlichten Bürger, aber auch der „Experten“ mit einem Virus zu tun, das Menschen mit „angeschlagener Gesundheit“ schädigt, schwer erkranken lässt, sogar sterben lässt. 80 % der Infizierten zeigen aber keinerlei Symptome, 17 % mittlere bis schwere. Wahrscheinlich haben 25 % der Bevölkerung dieses Virus bereits „überlebt“, ohne es gewusst zu haben. Wie bspw. beim Pfeiffer‘schen Drüsenfieber oder Windpocken. Die Menschen der Risikogruppe sind offenbar meist über 80 und haben sog. Vorerkrankungen. Also gilt es doch, diese Menschen zu schützen. Dazu gehört aber auch eine Bringschuld der Betroffenen. Als Beinamputierter Mensch erlaube ich mir auch keinen Ausflug ins Hochgebirge, wenn ich nicht Hochleistungssportler bin. Daher wäre es schon angebracht, wenn mir als 80jähriger etwas am Leben liegt, mich von Menschenmassen fernzuhalten und nicht morgens um sieben bei Aldi zu drängeln. Dies ist aber doch die Verpflichtung – auch – zum Selbstschutz. Und des Staates, der sich gefälligst aktiv um die Versorgung der Betroffenen kümmern möge. Wieso herrschen jetzt Ausgangsbeschränkungen und diverse andere Einschränkungen für 78 Mio Bundesbürger unter 80? Wieso sind Hilfsangebote für betroffene Personen zuhause nahezu ausschließlich auf freiwilliger Basis?
· Nach welchen Kriterien lässt sich das RKI (und die als heilig erklärten Johns Hopkins University) die Zahl der Verstorbenen wirklich liefern? Sind die Personen jetzt an oder mit Corona gestorben? Offenbar zählt auch als „Corona-Tot“, wenn nur ein Kontakt zu einer infizierten Person bestand, ohne jemals selbst getestet gewesen zu sein. Dann werden seitens des RKI Obduktionen gewünscht, dann werden sie als quasi amtliche Anordnung abgelehnt. Der Eindruck entsteht schon, dass das gewünschte Ziel die vorige Analyse beeinflusst. Auch dadurch, dass eine ausgewogene Expertise der Leopoldina zwei Tage vor Veröffentlichung durch eine ad-hoc-Stellungnahme der Helmholtz-Gemeinschaft ersetzt wird, die eben den politisch gewünschten Tenor in kurzen Sätzen plakativ enthält.
· Wo besteht eine wirkliche Korrelation zwischen Zahl der (positiv getesteten) Infizierten und der Zahl der Verstorbenen ? Die erste Zahl ist völlig willkürlich, in ihrer Grundaussage, als auch in der Auswirkung auf das oben genannte Ziel. Ein Land testet die Sterbenskranken, ein anderes nur die, die Symptome zeigen, ein Land testet spärlich, gewollt oder mangels Kapazität. Eine wirklich saubere Statistik existiert (noch) nirgends. Aber die eigene Interpretation der Zahlen wird als unfehlbar betrachtet und dient als Grundlage für Entscheidungen, die gigantische wirtschaftliche, politische und auch andersgeartete gesundheitliche Kollateralschäden nach sich ziehen.
Beide Zahlen sind, sofern sie richtig ermittelt wurden, Fakten. Das ist völlig unstrittig. Aber der Zusammenhang ist nur oberflächlich herbeigeführt, weil ihn auch keiner wirklich kennt. Eine hohe Anzahl Infizierter sagt nichts über die Anzahl der Todesfälle aus. Unsere Fachleute wie auch politisch Verantwortlichen begegnen diesem Zusammenhang aber mit einem „confirmation bias“ – es wird nur zur Kenntnis genommen, was die eigene Hypothese stützt. Die Medien tun mit ihrem „publication bias“ das Übrige. Es werden vorzugsweise nur Aufsätze veröffentlicht, die den gewünschten Sachverhalt belegen. Und so kommt es am Ende zu Synchron-Denkern, bei denen keiner mehr offensichtliche, aber abweichende Fakten berücksichtigt.
· Zudem… jeder Insider weiß, dass bspw. Menschen nicht aufgrund von Gesundheit, sondern von Pflegebedürftigkeit und Multimorbidität ins Pflegeheim gehen. Und dass dann ein Tod bei über 80-Jährigen nicht wirklich unwahrscheinlich ist. Ob er dann im März oder im Juni erfolgt. Jeder Todesfall ist ein Trauerfall, und mir ist jedes Schicksal und die humanitäre Dimension sehr wohl bewusst. Aber Infektionen lassen sich nicht verhindern (Prof. Püschel), und der Tod ist nun mal, leider, ein naturgegebenes Phänomen, das sich keiner Ordnungspolitik fügt.
· Warum testen wir eigentlich nur diejenigen mit Symptomen – denn diese mögen sich bitte, wie bei jeder anderen Krankheit auch, vom Rest der Welt fernhalten. Und die Toten bräuchten auch nicht getestet werden. Unsere Tochter war Mitte Februar in Ischgl, danach zwei Wochen krank, hat aber bis heute weder einen Test auf Infektion noch auf Antikörper erhalten. Abgesehen davon: welche Erkenntnis bringen Temperaturmessungen beim Grenzübertritt, wenn die Krankheit auch erst sieben Tage danach Symptome entwickeln könnte und dies ja als Grund für 14-tägige Quarantäne genommen wird? showtime Verliebtheit in „Handeln“, in „Gestalten“? Im Sinne von „wenn das BMG eine Maßnahme beschließt, auch die Kommissionspräsidentin wohlfeile Sätze sagen darf, möchte auch das BMI eine Maßnahme bestimmen“?
· In Deutschland leben rund 83 Mio. Menschen. Das bedingt, dass bei einem lt. Destatis durchschnittlichen Lebensalter von 80,7 und gleichbleibender Bevölkerungszahl jährlich rd. 1/80stel der Bevölkerung stirbt. Dies wiederum bedeutet, dass täglich in Deutschland rd. 2.800 Personen sterben. Das Statistische Bundesamt sieht sich derzeit nicht in der Lage, eine Auswirkung der „Corona-Krise“ auf die Sterbezahlen zu sehen. Maßgeblich durch die Influenzawelle 2017⁄18 sind bspw. am 28.02.18 über 1.000 Personen der Altersgruppe 64+ mehr gestorben als am 28.02.16. Wir haben heute in Deutschland insgesamt rd. 5.600 tatsächlich, vermutet oder angeblich an Covid-19 verstorbene Menschen zu verzeichnen. Dies sind die Sterbezahlen von zwei „ganz normalen“ Tagen im Jahresverlauf, über sechs Wochen gerechnet sind es etwas über 100 Personen pro Tag. Die „excess-mortality“, also die über das normale Maß hinausgehende Zahl ist lt. Destatis derzeit nicht ermittelbar. Wo bitte liegt dann hier die Relation, der Grund für einschneidende Maßnahmen ? Das gilt für die weltweiten Zahlen identisch. Und auch das Handelsblatt hält aufgrund eigener Interpretation den schwedischen Weg für völlig abwegig – die Mortalitätsrate wäre die siebthöchste weltweit. Es wird da zwar relativiert, aber eben auf einer völlig unrelativierten Basis. Zum Glück taucht jetzt erstmals ein Interview mit Herrn Dr. Schäuble auf, wo er die Relativierung anmahnt und dem Schutz des Lebens nicht alles andere untergeordnet haben möchte. Denn auch „das andere“ dient dem Schutz des Lebens, ob gesundheitlich, psychologisch, ökonomisch. Ein wenig Kenntnis in Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie, Risikoexperten, Statistiker, Mathematiker in einer Expertenrunde wären da sehr hilfreich (analog Wolfram Meyerhöfer in der FAZ vom 02.04.20 mit der Überschrift „…eine Krise der mathematischen Bildung“).
· Wir haben derzeit (25.04. 21:15) in Deutschland 155.782 (getestet infizierte) minus 109.800 (genesene) minus 5.819 (verstorbene Personen) = 40.163 offene Fälle mit Covid-19-Symptomen. Davon werden lt. Intensivregister derzeit 2.544 Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1.850 davon beatmet. Von 32.123 Intensivbetten (lt BMG sollen es wohl über 40.000 sein) sind derzeit 13.264 frei. Sofern also 2.544⁄40.163 = 6,3 % der „offenen Fälle“ intensivmedizinische Behandlung brauchen, wären rechnerisch 209.000 „offene Fälle“ möglich, bevor das Gesundheitssystem überlastet ist. Zugegeben, mutwillig die Zahl der Intensivpatienten zu erhöhen, wäre völlig inakzeptabel. Aber diese Rechnung zeigt, dass wir von einer Überforderung des Gesundheitssystems meines Erachtens die letzten Monate weit entfernt waren. Auch wenn Prof. Drosten jetzt wieder argumentieren würde, dass die Überlastung nur wegen des klugen Handelns nicht eingetreten ist. Kluges Handeln wäre möglicherweise gewesen, die Erkenntnisse aus der BT-Drucksache 17⁄12051 mehr ins Zentrum präventiven Handelns zu stellen.
· Welchen Sinn haben Mund-Nase-Masken im täglichen Alltag? Insbesondere dann, wenn sich die Risikogruppe – gefälligst – selbst an ihrem Schutz beteiligen möge. Es ist einzusehen, dass bei Infektionsgefahr auch das medizinische Personal geschützt werden muss. Zum Selbst- und Fremdschutz. Aber was hat das mit den Menschen an der Supermarktkasse zu tun? Wieso haben wir jetzt fünf Wochen lang keine Maskenpflicht erlebt und ab Montag ist es äußerste Pflicht mit 5.000 Euro Bußgeld bei Nichtbefolgung? Entweder wäre es am Anfang schon nötig gewesen, nur waren sich die Gesundheitspolitiker der suboptimalen Lagerhaltung bewusst – dann hätte man auch die Empfehlung: Tragt einen Schal oder sonst was – aussprechen können und auf die ausstehenden Lieferungen hinweisen. Oder es ist heute so sinnlos wie vor vier Wochen. Wie auch der omnipräsente Prof. Drosten verkündet hatte. But time goes by. Es erscheint, dass ein Handlungsreflex seitens der politisch Verantwortlichen besteht: Irgendwas müssen wir ja tun. Und wenn ist nicht mehr weiter weiß, dann gibt es als Belohnung für das Maskentragen eine Lockerung der Beschränkungen.
· Wieso wurden die Kinder „systemrelevanter Eltern“ in KiTas durch ungetestete Personen versorgt, wenn alle anderen Kinder aufgrund Infektionsgefahr zuhause bleiben müssen ?
Ich könnte wohl noch länger philosophieren. Faktum bleibt aber, dass viele Menschen ebenso schlicht denken, selbst recherchieren, sich ihre Gedanken machen. Die oft zitierte Einschränkung der Grundrechte und das intonierte Primat der Wirtschaft ist mir zweitrangig. Wenn hier ein echter Virus wüten würde, wie bspw Ebola, wäre vieles nachvollziehbar. Dann ist auch die Einschränkung von Rechten hinnehmbar. Abgesehen davon würde es die Masse der Bevölkerung zum Selbstschutz auch wirklich akzeptieren. Aber hier ist die Lage deutlich anders, es ist ein laues Lüftchen im Vergleich zu echten Krisen. Die „Krise“ ist zur Hälfte selbst verursacht und wir stehen nicht vor dem Untergang der Menschheit. Daher wird die tägliche Leier der Kanzlerin, vom BMG und den MPs langsam unerträglich.
Und die Zahl der Plattformen im Hintergrund wächst täglich. Daher ist die möglicherweise eintretende Selbstgefälligkeit der handelnden Personen im Sinne von „90 % der Bevölkerung finden die Maßnahmen gut“ nur vordergründig gerechtfertigt. Und es hilft auch nicht, wenn jede Information von Eva Herman, jede Demo in Berlin mit „Verschwörungstheoretiker“, „Rechtsradikal“, oder „Extremisten“, jede Äußerung eines medizinischen Kollegen mit „der hat keine Ahnung“ abgetan wird. Dies könnte zu genau der unerwünschten Reaktion führen. Mir graut jedenfalls vor einer Zeit, wo sich Menschen mit kritischen Fragen und abweichender Interpretation der unzureichenden Faktenlage nur noch in abseitigen Foren treffen und am Ende kuriose Parteien wählen oder gründen. Was der Fall zu werden droht.
Es wäre also an der Zeit, sich Gedanken um „die Mitte“ zu machen. Und nicht durch worst-case-Szenarien a la Bundespressekonferenz zu wetteifern, wo sich Politiker und Behördenvertreter einen Wettstreit um die Aufrechterhaltung eines Angstpotentials liefern, mit dem die Bürger in Schach gehalten werden können.
Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit. So Benjamin Franklin bereits vor über 200 Jahren.
Vielleicht konnte ich Ihnen, an dieser Stelle nun zwangsläufig selbstgefällig, aus Sicht eines an rationaler Politik, aber definitiv nicht am Umsturz interessierten Bürgers (verheiratet, zwei Kinder, Diplom-Kaufmann, seit 25 Jahren in der Sozialbranche tätig, der evang. Kirche angehörend) ein paar Aspekte darlegen. Ich plädiere dafür, dass wir alle eine eigene Meinung haben dürfen, diese vernünftig diskutieren, uns vorliegenden Fakten nicht verschließen und zu nachvollziehbaren, sinnvollen Maßnahmen kommen würden. Insbesondere erwarte ich diese Rationalität von politischen Vertreterinnen und Vertretern.
Ein besorgter Bürger