Landkreis Ebersberg: Beim Brenner-Nordzulauf ist zwar die Entscheidung durch die Deutsche Bahn (DB) gefallen, es soll die Trasse Limone werden, die durch die Natur zwischen Ostermünchen und Grafing-Bahnhof durch den Landkreis Ebersberg führt, wir werden uns aber weiter für die Trasse Türkis, auch Bürgertrasse genannt, einsetzen. Diese lehnt sich an die Bestandsstrecke an, wird von einem Großteil der Landkreisbürger getragen und wäre auch umweltverträglicher. Letztendlich muss der Deutsche Bundestag der Trasse Limone noch zustimmen, wir werden uns dagegen einsetzen.
Die Entscheidungsfindung bei den Verantwortlichen der DB dauerte lange. Die Experten untersuchten fünf Alternativtrassen: Orange, Rot, Limone, Pink und Türkis. Die Trassen sind ein Vorschlag, wie die zwei neuen Gleise zum Brenner durch den Landkreis aussehen könnten. Die Entscheidung für die Trasse Limone hat für großes Entsetzen gesorgt, weil sie nicht dem Bürgerwillen entspricht. Die Zusagen der Bahn, dass man die Landkreisbewohner umfänglich einbinden wird, wurden nicht eingehalten.
MdL Franz Bergmüller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr, 2. stellvertretender AfD-Bezirksvorsitzender Oberbayern und Betreuungsabgeordneter für den Landkreis Ebersberg kritisiert:
„Tatsache ist, dass die Trasse Limone quer durch bisher weitgehend unberührte Natur führt und somit auch die Landschaft zerschneidet. Bei der Trasse Türkis, die sich an der bereits bestehenden Bahntrasse orientiert, wäre dies auf alle Fälle weniger gegeben.
Die Deutsche Bahn teilt mit, dass die ausgewählte Trasse die beste Alternative ist, so sind bei Limone 181 Haushalte betroffen, bei Türkis hingegen wären es 363. Dabei muss man aber schon sehen, dass die aktuelle Lärmbelastung durch die bereits bestehende Strecke zu wenig berücksichtigt worden ist, so werten das auch zahlreiche Kritiker der Untersuchungen.
Heftige Kritik kommt auch parteiübergreifend von Seiten der Kommunalpolitiker der betroffenen Region. Es wird bemängelt, dass die Bahn vorher groß angekündigt hat, dass die Entscheidungsträger vor Ort mit eingebunden werden sollen. Dies ist nach eigenen Aussagen dieser Entscheidungsträger aber offensichtlich nicht passiert, sondern es wurde über deren Köpfe hinweg die Entscheidung für Limone gefällt.
Auch der Vorsitzende unserer AfD-Kreistagsfraktion im Landkreis Ebersberg, Manfred Schmidt, ist empört. Er bemängelt ebenfalls, dass die konstruktive Kritik der Fraktion, die sich für die Belange der Bürger eingesetzt hat, von der Bahn nicht berücksichtigt worden ist.
Selbstverständlich befürwortet die AfD die größtmögliche Verlagerung des Personen- und Transportverkehrs von der Straße auf die Schiene. Grundsätzlich muss aber die neue Trasse schienennah entlang der Bestandsstrecke erfolgen, und zwar mit Lärmschutz entsprechend dem Neubaustandard. Soweit das aus rechtlichen, technischen, topographischen oder sonstigen zwingenden Gründen nicht möglich ist, kommt nur die unterirdische Streckenführung (Tunnellösung) in Frage.
Landschaftszerschneidende und flächenfressende oberirdische Trassen kommen für die AfD in dem überaus dicht besiedelten oberbayerischen Raum nicht in Betracht. An der Kostenfrage darf die Tunnellösung nicht scheitern. Nur auf den ersten Blick ist sie erheblich teurer als die diskutierten oberirdischen Trassen in all ihren unterschiedlichen Varianten.
Die als unerlässlich anzustellende volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ergibt jedoch ein gänzlich anderes Bild. In ihr sind nämlich bei den oberirdischen Varianten der Flächen- und Landschaftsverbrauch (Flächenfraß), der unwiederbringliche Verlust an den ohnehin schon unverantwortlich geschrumpften landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie die negativen Auswirkungen auf Fauna, Flora, Fremdenverkehr, Landschaftsbild, Umwelt und auf sonstige Standortfaktoren sowie die Kosten für den Lärmschutz – der bei der Tunnellösung weitgehend entfällt – in die Berechnung mit einzubeziehen.
Schon angesichts der Generationenverantwortung und der strukturellen Dauerwirkung wäre eine lediglich auf die reinen Bau- und Grunderwerbskosten beschränkte Rechenweise unverantwortlich, sie stünde im Widerspruch zu einer gemeinwohlorientierten Betrachtung.
Schließlich fällt auch bei einer globalen Betrachtung des bundesdeutschen Ausgabenverhaltens auf, dass die Bundesrepublik Deutschland zwar zum Beispiel bei sämtlichen internationalen Geber-Konferenzen für bedürftige Staaten regelmäßig Spitzenplätze einnimmt, aber gleichzeitig unter anderem die Infrastruktur im eigenen Land teilweise gröblich vernachlässigt.
Auch wenn die DB einen anderen Eindruck erwecken will, die Würfel für die Strecke Limone sind noch lange nicht gefallen. Wir werden uns weiter für die Belange der Bürger des Landkreises Ebersberg einsetzen. Wenn auch der Bundestag der Strecke Limone zustimmen sollte, werden wir letztlich die Sachlage juristisch prüfen lassen.“