In den folgenden Wochen stellen wir das neue Energiekonzept von MdL Franz Bergmüller für die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr vor:

Perspektiven für den Wärmesektor

Fossile Energieträger werden auch in den kommenden Jahrzehnten eine tragende Rolle innerhalb des deutschen und europäischen Wärmesektors spielen. Angesichts zunehmender Unsicherheiten bei der Beschaffung, z.B. durch Angriffe auf Infrastruktur (Sprengung Nord Stream 2) und militärische Konflikte, muss der Energiesouveränität zukünftig jedoch ein größerer Stellenwert eingeräumt werden. Deutschland ist ein relativ dicht besiedelter Staat mit industriell bedingt hohem Energieverbrauch und, abgesehen von Braunkohle und geringen Mengen Erdgas, wenig eigenen Rohstoffen.

Rund 60 % des Endenergieverbrauchs entfallen auf Raumwärme und Warmwassererzeugung. Inländische Ressourcen wie z.B. Umweltenergie aus Seen oder dem Erdreich, könnten mittelfristig einen erheblichen Beitrag zur Wärmeversorgung leisten. Gelingt Deutschland der Wiedereinstieg in die Kernenergie, können mit den verfügbaren Strommengen flächendeckend Wärmepumpen eingesetzt werden. In Kombination mit der Nutzung von Umweltenergie auf relativ hohem Temperaturniveau (z.B. aus dem Erdreich), ließe sich damit im Neubau und sanierten Bestand eine effiziente Wärmeversorgung aufbauen. In Zeiten eines politisch herbeigeführten Strommangels ist jedoch die gegenwärtige Ausweitung elektrischer Wärmeerzeugung geradezu fahrlässig. Der Energiemix im Wärmesektor der Zukunft sollte eine Kombination aller verfügbaren und wirtschaftlich darstellbaren Technologien aufweisen. Abbildung 3 zeigt den potenziellen Beitrag unterschiedlicher nicht-fossiler Wärmequellen für den zukünftigen Wärmesektor. Für den unsanierten Gebäudebestand werden hingegen auch in Zukunft fossile Energieträger benötigt.

Während die deutsche Industrie Wärme bereits sehr energieeffizient nutzt, ist der private Wärmeverbrauch aufgrund des relativ alten, unsanierten Gebäudebestands nach wie vor hoch. Eine verantwortungsvolle und bürgerfreundliche Energiepolitik kann jedoch nicht darauf abzielen, Eigenheimbesitzer zu unverhältnismäßigen Investitionen wie einer Vollsanierung zu nötigen. Oberste Priorität muss daher auf der Beschaffung von preiswerter Energie liegen, wobei Deutschland dies gegenwärtig nur mit Importen bewerkstelligen kann. Es gilt dabei, einen volkswirtschaftlich tragbaren Kompromiss aus Versorgungssicherheit und Kosten zu finden. Stand heute müssen dazu alle potenziellen Lieferstaaten genutzt werden, dies gilt auch für Russland.

3a) Exkurs: Der irrationale Hype um die Wärmepumpe im Gebäudebestand

Der politisch propagierte, großflächige Umstieg auf Wärmepumpen lässt den relativ alten Gebäu- debestand in Deutschland außer Acht und entbehrt damit jeder technischen Grundlage. Der kaum gedämmte Bestand mit in der Regel hohen Vorlauftemperaturen im Heizsystem macht einen effizienten Betrieb der Anlagen ohne weitgehende Sanierung der Gebäude unmöglich. Es ist Eigenheimbesitzern gegenüber jedoch unzumutbar, einen sechsstelligen Betrag in Fassadendämmung, Fensteraustausch, Umbau auf Flächenheizungen sowie die Wärmepumpe an sich zu investieren, nur um einer politischen Wunschvorstellung („Heizungsgesetz“) zu entsprechen.

Bei Neubauten oder umfassend sanierten Gebäuden ist die Wärmepumpe hingegen häufig eine sinnvolle Heizungstechnologie, zumal mit ihr auch eine Klimatisierung erfolgen kann. Bei gleichzeitiger Nutzung von Photovoltaik kann weiterhin zumindest ein kleiner Anteil des benötigten Stroms selbst erzeugt werden. Auch in der kommunalen Wärmeversorgung mit Nahwärmenetzen können Wärmepumpen, z.B. mit oberflächennaher Erdwärme als Quellenergie, eine Alternative zu neuen fossilen Anlagen darstellen – sofern preiswerter Strom in ausreichender Menge vorhanden ist.

Kategorien: Energie