In den folgenden Wochen stellen wir das neue Energiekonzept von MdL Franz Bergmüller für die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr vor:
Perspektiven für den Verkehrssektor
Im Verkehrssektor entfallen rund 98 % des Verbrauchs an Endenergie auf Kraftstoffe und rund 2 % auf Strom. Der Verbrauch an Kraftstoffen verteilt sich dabei zu 27,9 % auf Benzin, 53,3 % auf Diesel, 11,2 % auf Flugkraftstoffe und 0,7 % auf Flüssig- und Erdgas. Eine kurzfristige Umstellung dieser Verbrauchsstruktur auf elektrische Energie ist sowohl logistisch als auch wirtschaftlich nicht darstellbar. Fakt ist, dass der gesamte Verkehrssektor sowie die damit verbundene Infrastruktur auf Kraftstoffen basiert und elektrische Antriebe in den meisten Anwendungsfällen inakzeptable technische Nachteile aufweisen. Während eine Elektrifizierung des Wärmesektors in Teilen Sinn machen kann (Wärmepumpe, Geothermie), stellt sich die Situation im Verkehrssektor folglich anders dar. Es gibt bislang sowohl im Individual-, als auch im Schwerlastverkehr keine sinnvolle, wirtschaftliche Alternative zum Verbrennungsmotor. Auch im Flugverkehr gibt es weder aus technischer noch wirtschaftlicher Perspektive einen echten Ersatz für kerosinbetriebene Gasturbinen.
Die Reichweiten elektrischer Fahrzeuge sind zu gering, die Ladezeiten zu hoch, die Infrastruktur unterentwickelt und die Fahrzeuggewichte aufgrund schwerer Batteriesysteme zu hoch. In Anwendungsfällen mit planbarem Fahr- und Ladeprofil, wie z.B. dem öffentlichen Nahverkehr, der Stadtreinigung, Post etc. sind elektrische Fahrzeuge hingegen einsetzbar, sofern günstige elektrische Energie vorhanden ist. Aufgrund der Alltagstauglichkeit und der vorhandenen, leistungsfähigen Automobilindustrie sollte jedoch größter Wert auf den Erhalt des Verbrennungsmotors gelegt werden. Alternative Energieträger sind Stand heute im Großteil des Verkehrssektors nur denkbar, sofern sie im Verbrennungsmotor genutzt werden können. Dies wäre beispielsweise bei Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen sowie Gasen der Fall, wobei diese bislang eine massive Subventionierung erfordern.
Synthetische Kraftstoffe und Gase sind technisch auch in großem Stil realisierbar, jedoch bislang aufgrund der erheblichen Wirkungsgradverluste durchweg unwirtschaftlich. Auch die Nutzung von Stromüberschüssen zur Erzeugung synthetischer Kraftstoffe ist nicht sinnvoll, da dabei rund 2/3 der hochwertigen elektrischen Energie verloren gehen. In diesem Falle wäre die direkte Nutzung des Stroms in elektrischen Antrieben sinnvoller, als die aufwendige Umwandlung in Kraftstoff.
Strebt man aus Gründen der Energiesouveränität bzw. zur Verringerung von Abhängigkeiten eine Senkung des Verbrauchs an fossilen Energieträgern an, so stößt man dabei im Verkehrssektor an seine Grenzen.