Im Folgenden werden die wichtigsten Energieträger nach Verfügbarkeit, technischem Potenzial sowie Wirtschaftlichkeit bewertet. Weiterhin werden sinnvolle parlamentarische Initiativen aufgeführt.

1. Erdgas

    Überblick

    Erdgas ist ein vielseitiger Energieträger, der in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr gleichermaßen Anwendung findet. Größter technischer Vorteil ist die vorhandene, bewährte Infrastruktur. Den technischen Vorzügen steht die große Importabhängigkeit entgegen, die sich jedoch durch Diversifizierung der Lieferstaaten vertretbar ausgestalten lässt.

    Gaskraftwerke können im Vergleich zu konventionellen Dampfkraftwerken schneller angefahren werden und sind daher in einem dezentralen Energiesystem eine wichtige Stütze der Versorgungssicherheit. Sie sind theoretisch grundlastfähig, sollten jedoch aufgrund der relativ hohen Stromgestehungskosten nicht in der Grundlast eingesetzt werden. Moderne, schnell regelbare Gaskraftwerke dienen stattdessen zum kurzfristigen Ausgleich von Engpässen bzw. zur Abdeckung der Spitzenlast. Weiterhin könnten sie in Zukunft zur Verstromung von synthetischen Gasen (v.a. Wasserstoff) dienen. Siemens berücksichtigt beim Bau neuer Gaskraftwerke auf Anfrage bereits heute einen eventuellen Betrieb mit Wasserstoff in der Zukunft.

    Die Bauzeiten neuer Gaskraftwerke liegen deutlich unter denen anderer konventioneller Großkraftwerke. Siemens gibt für einen neuen GuD-Block mit 1200 Megawatt Leistung rund 30 Monate Bauzeit an. Generell liegt die Ursache langer Realisierungszeiträume für neue Kraftwerke eher in langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren und weniger in der Bauzeit selbst. Der Bau neuer Gaskraftwerke zum Zwecke der Netzeinspeisung ist für den Betreiber derzeit in der Regel unwirtschaftlich, da die Vorrangeinspeisung der erneuerbaren Energien die Laufzeiten konventioneller Kraftwerke künstlich reduziert. Dieser marktverzerrende Mechanismus ist seit Bestehen des EEG ungelöst und führte bereits zu zahlreichen Stilllegungen von intakten Kraftwerken durch die Betreiber. So wurde für das Gaskraftwerk Irsching, das bei seiner Inbetriebnahme im Jahr 2010 die effizienteste GuD-Anlage der Welt war, bereits mehrfach die Stilllegung beantragt, weil das Kraftwerk kaum einspeisen durfte.

    Verfügbarkeit und Potential

    Deutschland nutzt seit September 2022 kein russisches Erdgas mehr und hat zum Ausgleich den Import aus Norwegen und den Niederlanden gesteigert. Derzeit erreichen russische Gaslieferungen die EU nur noch in geringem Umfang über südlich gelegene Pipelines nach Bulgarien und Ungarn. Der Anteil der inländischen Gasproduktion liegt bei rund 5 % des Verbrauchs. Dieser ließe sich durch Schiefergasförderung/Fracking mittelfristig auf bis zu 12 % steigern, wobei hierfür ein völlig neuer Industriezweig etabliert werden müsste. Weiterhin wäre das Fracking-Verbot aufzuheben. Auch in diesem Falle bliebe Deutschland jedoch weitestgehend von Importen abhängig.

    In der Wärmeversorgung ist Erdgas aktuell mit einem Anteil von rund 50 % der wichtigste Energieträger. Im Verkehrssektor spielt Erdgas vor allem als CNG (Compressed Natural Gas) mit weniger als einem Prozent Anteil am Verbrauch bislang eine untergeordnete Rolle, könnte jedoch zukünftig zum Erhalt des Verbrennungsmotors beitragen.

    Wirtschaftlichkeit

    Die Erdgaspreise haben sich auf Vorkrisenniveau eingependelt. Neue GuD-Kraftwerke weisen inkl. der CO2-Besteuerung Stromgestehungskosten zwischen 7,79 und 13,06 €Cent/kWh auf. Berücksichtigt man die bei der Stromproduktion anfallende Wärme als rechnerische Gutschrift, liegen die Stromgestehungskosten zwischen 5,59 und 10,70 €Cent/kWh.

    Zusammen mit der geforderten Abschaffung des gesamten CO2-Handels (sowohl national als auf EU-Ebene) würde sich die Wirtschaftlichkeit von CO2-intensiven Kohle- und Ölkraftwerken relativ gesehen stärker verbessern als bei Gaskraftwerken, da diese weniger Kohlendioxid ausstoßen.

    Kategorien: Energie